Ich bin Bettelmafiaboss

Für den Anfang schicke ich einmal zehn Leute auf die Straße. Die sollen jetzt 16 Stunden am Tag  für mich betteln. Leider werden sie zu oft von der Polizei vertrieben. Sie kommen kaum auf mehr als 8 Stunden effektive Bettelzeit pro Tag. Dann sind die Wiener auch viel zu geizig. Die meisten schmeißen nur ein paar Cent in die Becher. Alle Stunden vielleicht, dass ein 50-Cent-Stück oder ein ganzer Euro dabei ist. Auf mehr als 10,- bis 20,- Euro am Tag kommen meine Leute nicht. Also im Schnitt 15,- Euro. Aber das bleibt mir ja nicht, ich habe Auslagen. Obwohl ich sie zu zehnt in einen Raum pferche, muss ich pro Person 2,- Euro am Tag für die Unterkunft rechnen. Essen müssen sie auch was, da hilft einmal nichts. Unter 5,- Euro am Tag ist da nichts zu machen. Und 2 oder 3 Euro muss ich ihnen schon lassen, sonst rennen sie mir weg, auch wenn ich ihnen mit Prügeln drohe. Also 5 Euro pro Tag kann ich jedem abnehmen. Das macht bei 10 Personen 50 Euro am Tag. Aber das ist immer noch nicht alles für mich. Ich habe auch Transportkosten. Wenn mir einer wegstirbt oder davonrennt, muss ich Nachschub von daheim organisieren. Und dann muss ich sie mit Krücken ausstatten. Das kostet auch. Und dann Bestechungsgelder für die Polizei. Daheim natürlich. Hier gibt’s ja keine bestechlichen Beamten. Leider. Und an meinen Oberboss muss ich auch noch was abliefern. Wenn mir am Tag netto 30 Euro bleiben, ist das viel. Und jetzt frag ich sie: Wie soll ich in Wien mit 30 Euro am Tag leben? Ich meine, standesgemäß, als Mafioso? Und was ich für eine Rennerei habe: Ich muss sie ja überwachen, ständig die Standplätze abklappern und ihnen das Geld abnehmen, sonst schmuggeln sie’s noch an mir vorbei. Am Abend Kleiderkontrolle, ob sie nicht doch was versteckt haben. Und dann die Prügel. Das ist anstrengend. Ich müsste mehr Personal haben. Aber wieviele kann ich allein schon überwachen und terrorisieren? Wenn ich mehr als zehn für mich laufen lassen will, brauche ich Schläger, die für mich auf sie aufpassen. Die muss ich dann auch wieder bezahlen. Nein, ich sage Ihnen, es geht hinten und vorne nicht zusammen. Ich muss umsatteln. Ich werde Journalist bei der Kronenzeitung.

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Frage

Frage: Schaffen Sie es noch, eine Frage durch das Heben der Stimme am Satzende zu kennzeichnen, oder müssen Sie dazu das Wort „Frage“ vor die Frage stellen?

Frage: Gelingt es Ihnen noch, Ironie oder sogenanntes „uneigentliches Sprechen“ durch kleine Pausen im Satz und besondere Betonung des hervorzuhebenden Satzteiles zu kennzeichnen, oder müssen Sie dazu mit den Fingern Stricherln in die Luft malen?

Frage: Gelingt es Ihnen noch, im Gespräch zu scherzen und darauf zu vertrauen, dass Ihr Gegenüber den Scherz als Scherz versteht, oder fühlen Sie sich veranlasst, ein „just joking“ oder „ich mach nur Spaß“ an den Scherz anzuhängen?

Frage: Gelingt es Ihnen, im Schriftverkehr zu scherzen und darauf zu vertrauen, dass der Adressat oder die Adressatin den Scherz als Scherz versteht, oder kommen Sie nicht mehr ohne Smiley aus?

😉 Just joking

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Länge mal Breite

Das mit den Längen- und Breitengraden habe ich mir mit einer Eselsbrücke gemerkt: Die Längengrade heißen Längengrade, weil sie alle gleich lang sind, und die Breitengrade heißen Breitengrade, weil sie alle gleich breit sind. Nein, warte, die Längengrade sind auch alle gleich breit, so ein Strich hat ja eine Breite von 0 Kilometer, sogar null komma null Kilometer. Beziehungsweise auch Nanometer. 0 Kilometer sind genau so breit wie 0 Nanometer, obwohl das schon irgendwie seltsam ist. Genau so lang übrigens auch. Jedenfalls sind die Längengrade alle gleich breit, die Breitengrade jedoch verschieden lang, woran man sie unterscheiden kann, das heißt, auch nicht ganz, weil immer zwei sind dann doch wieder gleich lang, weswegen man sie auch Längengrade nennt, oder nein, eigentlich nicht.

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Das G-Wort

In unserer Sprache ist G anscheinend wirklich allgegenwärtig und das G-Wort drängt sich, G sei‘s geklagt, in alle sprachlichen Äußerungen. Man kann es an jedem Tag, den G werden lässt, hundert Mal hören, oft schon in aller HerrGs-Frühe. Ich bin ja, G sei Dank, Atheist und bei G auch keiner, der sich vom selbständigen Denken abhalten lässt, und trotzdem sage ich gedankenlos grüß G anstatt guten Tag, auch wenn ich mich, weiß G, hinterher ärgere und einen G-verdammten Idioten nenne. Wenn ich nackt, wie G mich schuf, in die Wanne steige und mich fühle wie G in Frankreich, dann fällt mir auf: O G, jetzt hab ich‘s schon wieder gesagt, und dann frage ich mich: Um Gs Willen, werde ich das G-Wort nie los? Nimmt denn das nie ein Ende, HerrG noch einmal? Ich beruhige mich dann: Ach G, hast du keine anderen Sorgen? Kind Gs, lass es doch in Gs Namen gut und den lieben G einen guten Mann sein! Aber G-lob finden sich in dieser G-verlassenen Gegend doch noch Menschen, die mich verstehen, und so G will, werden es mehr werden. Die sagen mir dann: Nur Mut, du wirst es schaffen, und ich antworte: vergelt‘s G, dein Wort in Gs Ohr! Ich werde nicht aufgeben, ich werde es nicht G-ergeben tragen, ich werde mich von dem G-verfluchten G-Wort, doch, G behüte, nicht unterkriegen lassen, da sei G vor! Ich werde diesen Text um Gs-Lohn ins Netz stellen, damit G und die Welt ihn lesen und verbreiten können. Und wenn mich wer von meinem Kampf gegen das G-Wort abhalten will, dem werde ich schon zeigen, wo G wohnt, und dann gnade ihm G, so wahr mir G helfe!

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Über Höflichkeit

Im Hotel „Goldener Adler“, Schwäbisch Hall. Der Unterkellner:
„Hier bitte, mein Herr, der Schwabenteller!“
Ich: „Dankeschön!“
„Ich wünsche einen guten Appetit!“
„Danke!“
Die Oberkellnerin beugt sich über mich: „Einen recht guten Appetit wünsche ich, mein Herr!“
„Vielen Dank!“
„Schmeckt es Ihnen?“
„Ja.“
„Ich danke Ihnen!“
Morgen geh ich zu McDonald’s. Dort ist man so höflich, mich beim Essen in Ruhe zu lassen.

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Spaß im Herbst

Besorg dir einen kleinen schwarzen Hund und dazu für erhöhte Verkehrssicherheit ein reflektierendes Hundegeschirr mit reflektierender Leine. Zieh helle Kleider an und führe an einem dunklen Herbstabend den kleinen schwarzen Hund an der reflektierenden Leine in einer dunklen Gasse Gassi. Vorbeifahrende Autofahrer, die im Scheinwerferlicht nur dich, die Leine und das Hundegeschirr sehen, werden meinen, du spielst hier mit dem uralten Scherzartikel „unsichtbarer Hund“, und dich für einen kompletten Idioten halten.

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