Ich bin ratlos: In meinem Küchenkasten stehen acht Kuchenteller auf einem Stapel. Von denen benütze ich am Tag zwei oder drei. Vielleicht auch vier oder fünf, wenn ich mir einmal eine Mandarine schäle oder mir ein Zwischendurchkäsebrot mache. Aber wenn mich niemand besuchen kommt, dann brauche ich niemals acht Teller an einem Tag. Und mich besucht ja keiner. Und wenn dann der Geschirrspüler voll ist, dann steht der unterste Teller immer noch unbenutzt im Küchenschrank. Und wenn das Geschirr gespült ist, dann kommen die sauberen Teller wieder oben auf den Stapel. In irgendeiner Reihenfolge. Der oberste ist immer ein anderer. Aber der unterste – der unterste bleibt immer derselbe! Und da frage ich mich: Wie fühlt der sich? Was geht in ihm vor? Ist er froh über seinen Druckposten? Denkt er sich: Ich bin fein raus, ich muss nicht arbeiten, muss mich nicht mit Marmelade beschmieren lassen und laufe auch nicht Gefahr, dass ich fallen gelassen werde und auf dem Küchenboden zerschelle. Oder fühlt er sich nutzlos, überflüssig, wertlos? Vielleicht kommt er aus der Übung? Vielleicht weiß er gar nicht mehr, wie man ein Käsebrot serviert? Sollte ich ihn unten aus dem Stapel herausziehen und oben drauf stellen? Aber vielleicht fühlt er sich ja zu Höherem berufen, vielleicht denkt er sich: Wartet nur, meine Zeit kommt noch! Ich werde für eine besondere Gelegenheit aufgespart! Wenn erst einmal Geburtstag gefeiert wird, dann serviere ich dem Geburtstagskind die Torte! Wird er enttäuscht sein, wenn ich ihn dieser Illusion beraube? Wer kann mir raten? Ich will keinen Selbstmord in meinem Küchenkasten.











